Tradition
Zur Kirmes in Neuwerk gibt es noch von einigen Besonderheiten zu Berichten , die es so auch nur hier bei uns gibt.
Tambourmajor
Einen Tambourmajor gibt es ja in vielen Musikvereinen zu bestaunen. Das wäre nichts Besonderes. In Neuwerk ist es aber Brauch, das der Tambourmajor aus dem Kirmesvorstand der Bruderschaft gestellt wird. Dieses ist keine leichte Aufgabe weder für den Tambour selbst, noch für das Corps , das er führen soll. Nicht jedes Trommel oder Tambourcorps lässt sich überhaupt auf eine solche Herausforderung ein. Die Corps , die zur Kirmes in Neuwerk Spielen, sind auch deshalb ganz besondere und müssen erst einmal gefunden werden. Der Tambourmajor muss dann schon Recht früh im Jahr mit dem Training beginnen und dann auch zu den Proben der Tambourcorps fahren, um dort eine entsprechende Ausbildung zu genießen .Erst wenn diese Abgeschlossen ist, darf er sich mit Stolz in der Öffentlichkeit präsentieren. Wer diesen Job einmal gemacht hat, den lässt er so schnell nicht wieder los Und meistens ist es dann nicht bei einem mal „Tambourmajor“ geblieben.
Maienfahren
Eine weitere Besonderheit ist das Maienfahren in unserem Ort. Bei den Junggesellen findet dieses zum Kirmesauftakt am Freitag statt, was sich in den letzten Jahren wegen des entspannten Ablaufs bewährt hat. In früheren Zeiten fuhr man genau wie die Männer Bruderschaft am Samstag. Das Gefährt besteht aus einem Traktor und zwei Anhängern. Diese werden mit Bänken und einem Trommelcorps bestückt und schon kann die Fröhliche Fahrt beginnen. Wenn der Kirmesvorstand und die Zugführer sowie der Geschäftsführende Vorstand aufgestiegen ist, führt der Weg durch das ganze Dorf . An den verschiedenen Gasthöfen wird dann kurz Halt gemacht, um eine Runde zu Trinken und die Vorräte aufzufrischen. Vorwiegend werden auch die Randbezirke angefahren, weil diese sonst nicht so viel Musik bei der Kirmes mitbekommen. Jetzt wird Getrommelt was das Zeug hält und so die Frühkirmes begrüßt. Dies soll auch ein kleiner dank für das gespendete Trommelgeld der Bevölkerung sein, das vor jeder Frühkirmes von den Mitgliedern der Bruderschaft gesammelt wird.
Altarparade
Die Altarparade in Neuwerk gehört wohl zu den größten Höhepunkten einer Kirmes. Seit wann es die Altarparade genau gibt und welcher Kölner Erzbischof das Privileg dazu erteilt hat, wissen wir nicht. Wenn wir aber in der Satzung der St. Barbara Bruderschaft von 1685 lesen: “Ein jeder so sich in dieser Bruderschaft wird einschreiben soll auf St.Barbara-Tag mit der Prozession durch den Kreutzgang (des Klosters) achter dem hochheiligen Sakrament des Altars mit Zwei und Zwei umgehen. Dem Amt der hl. Messen beiwohnen und gleich andern um St.-Barbara-Altar gehend sein Opfer aufopfern”, dann könnte aus diesem Umgehen des Barbaraaltares die heutige Altarsparade entstanden sein. Gemeinsam mit den Bettrather Bruderschaften besitzen die Neuwerker als einzige das Privileg, das der Erzbischof von Köln in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zukommen ließ, anlässlich des Prunk, im Altarraum, in besonderer Weise zu paradieren (kompletter Uniform und Waffen). Aus Dankbarkeit für die Verweigerung der Bruderschaften gegen die Franzosen, die versuchten den christlichen Glauben in unserer Region zu bekämpfen. So zieht man dann in Neuwerk, nach den Gottesdiensten in Kompletter Uniform (mit Waffen!) vor den Altar, um dort dem Herren seine Ehrerbietung zu erweisen. Dieses Beeindruckende Ritual, wird von der Bevölkerung mit großer Anteilnahme bewundert und bestaunt, hat sich doch auch im Laufe der Geschichte ein Strenger Ablauf entwickelt, den Kenner genau beobachten und bei gelingen mit viel Beifall begleiten.
Der große Prunk
Einen der Absoluten Höhepunkte der Frühkirmes ist der gemeinsame Prunkumzug aller vier Neuwerker Bruderschaften. Er findet am Kirmessonntag immer Abwechselnd in einem Jahr in Neuwerk und im nächsten Jahr in Bettrath statt. Die Amtierenden Kirmesvorstände aller vier Bruderschaften, ziehen mit ihren Frauen in Festlichen Kleidern durch den Ort, bestaunt und bewundert von den an der Strasse stehenden Bürgern. Im Anschluss an den Umzug folgt noch ein gemeinsamer Ehrentanz in der Räumlichkeit des Gastgebers, bevor sich die Wege wieder Trennen und jeder in seinem Ort weiter Feiert. Die Junggesellen mussten sich zu diesem Anlass immer ein Hübsches Mädchen suchen. So mancher Junggeselle hat bei dieser Begebenheit seine Spätere Gattin gefunden.
Vogelschuss
Der Wunsch eines jeden Bruderschaftlers ist es, einmal Schützenkönig in seiner Bruderschaft in Neuwerk zu werden. Wir haben in der Vergangenheit wenige Probleme damit gehabt, Anwärter für dieses ehrenvolle Amt zu finden. In den Jahren hatten wir immer mindestens einen Aspiranten, sehr oft aber mehrere Schützen. So kam es natürlich schon mal vor, dass Tränen der Freude aber auch Tränen der Enttäuschung am Ort des jeweiligen Schießens flossen. Folgende Schießstände sind uns heute noch bekannt: Bezirkssportanlage, Bruderschaftseigenes Gelände (in der Nähe des Neuwerker Hofes, dieses wurde dann später an die Stadt verkauft). Der heutige Standort des Schießstandes am Pfarrheim Neuwerk kommt bei der Bevölkerung sehr gut an, weil er zentral gelegen ist und es auch bei schlechtem Wetter Unterstellmöglichkeiten bietet. Den Ursprung des Vogelschusses finden wir wohl in der Vorzeit und stellt ein heidnisches Opferritual dar. Der Schießbrauch setzte sich dann als Volksgut im Rahmen der Freizeit und Geselligkeit, wie auch zur Übung, bis in unsere Zeit fort.
Puspas Kirmes
Da die Neuwerker Herbstkirmes in die Zeit der Obstreife fiel, gab es außerdem Apfel- und Pflaumentorte. Voll Freude sangen die Kinder auf der Straße: „Piterke, Piterke, jeste möt nom Mat? Dann gel ech dech e Äppelke on en Prumetat.“ In großen irdenen Töpfen stand „Puspas“ bereit; das war ein Kompott aus süßen Äpfeln und Pflaumen, der wenigstens eine Nacht im Backofen gestanden haben musste. Ihn Pflegten Fremde die zur Neuwerker „Puspaskirmes“ (Spätkirmes) gekommen waren, besonders zu loben.
Klompenball
Der Klompenball wird in Neuwerk in der Form eines zünftigen und ausgedehnten Frühschoppens mit Blasmusik und anschließendem Tanz im Rahmen der Puspas Kirmes gefeiert. Wann er so zum ersten Mal stattgefunden hat, lässt sich nicht mehr Sagen. Die Frauen und Kinder des Ortes formieren sich zu kleinen Gruppen und Basteln in liebevoller Kleinarbeit für dieses Ereignis, aus einfachen Holländischen Holzklumpen wahre Meisterwerke der Perfektion. Die schönsten Klompen werden dann auch Prämiert und die Kinder bekommen für ihren Fleiß, ein kleines Kirmesgeld von der Bruderschaft.
Steckskes Holen
Ein anderer Brauch aus alten Zeiten war das Steckskes holen im Wald. So zog man kurz vor Kirmes mit einigem Proviant in den Wald, um Stecken (Stöcke oder Stangen) zu finden, die sich dazu eigneten, sie während der Kirmestage an den Strassen aufzustellen, um die Fähnchen daran zu befestigen. Bevor man nach Erfolgreicher Suche mit den Stecken ins Dorf zurückkehrte, genoss man noch einen schönen Imbiss mit einigen Getränken.
Neuwerker Live Musik Nächte
Eine gemeinsame Veranstaltung der Junggesellen und der Barbara Bruderschaft fand in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal statt und schickt sich an, eine Tradition zu werden. Moderne Zeiten erfordern auch Moderne Veranstaltungen und so entstand die Idee einer Rock und Oldie Veranstaltungen für alle Neuwerker, mit den besten Bands der Stadt ins Leben zu Rufen. Der Frühkirmes Freitag bot sich dafür als Termin an. Mit großer Begeisterung wird nun in jedem Jahr zur Frühkirmes abgerockt, was das Zeug hält. Wegen der großen Beliebtheit findet diese Veranstaltung nun auch zum Beginn der Weihnachtszeit noch einmal statt. Es gibt also eine Summer und eine Winter Edition.